Die Wahl des richtigen Geschäftskontos kann für Selbstständige und kleine Unternehmen entscheidend sein.
Wir haben Finom und Kontist über mehrere Monate intensiv getestet und zeigen Ihnen, welcher Anbieter für Ihre Bedürfnisse der richtige ist. Beide digitalen Geschäftskonten richten sich an ähnliche Zielgruppen, verfolgen aber völlig unterschiedliche Ansätze bei Preisen, Funktionen und Service.
Finom vs. Kontist: Gebühren der Geschäftskonten im direkten Vergleich
Finom hat am 3. September 2025 erstmals seit sechs Jahren die Preise erhöht, was den direkten Vergleich zu Kontist völlig verändert.
Die Änderungen sind bereits aktiv und betreffen alle Bestandskunden erheblich. Der Basic-Tarif kostet jetzt 12 Euro monatlich statt bisher 9 Euro, was einer Erhöhung von 33 Prozent entspricht. Bei jährlicher Zahlung bleibt es allerdings bei 9 Euro pro Monat, was einen erheblichen Rabatt darstellt. Der Smart-Tarif stieg von 19 auf 23 Euro monatlich, während die Jahreszahlung bei 19 Euro bleibt.
Das kostenlose Solo-Konto von Finom bleibt zwar erhalten, aber mit einer revolutionären Änderung, die viele Nutzer überrascht hat. Die kostenlosen SEPA-Überweisungen basieren jetzt auf dem Umsatzvolumen statt auf festen Limits. Bei 5.000 Euro Monatsumsatz erhalten Sie im Basic-Tarif nur etwa zwei kostenlose Überweisungen, danach fallen Gebühren an. Diese Änderung macht das Konto für Unternehmen mit vielen Transaktionen aber geringen Umsätzen deutlich teurer.
Finom | Monatspreis | Jahrespreis | SEPA-Struktur | Cashback |
---|---|---|---|---|
Solo | 0 Euro | 0 Euro | 0,3% vom Umsatz | Kein |
Basic | 12 Euro | 9 Euro | 0,03% vom Umsatz | 1% |
Smart | 23 Euro | 19 Euro | 0,025% vom Umsatz | 3% |
Kontist hält die Grundpreise stabil, obwohl Nutzer von regelmäßigen kleineren Erhöhungen berichten, die oft kurzfristig angekündigt werden.
Der Start-Tarif kostet 11 Euro monatlich und beinhaltet 30 kostenlose SEPA-Überweisungen. Das ist ein fester Wert, unabhängig vom Umsatz, was für viele Selbstständige planbarer ist. Der Plus-Tarif für 25 Euro bietet unbegrenzte Transaktionen und zusätzliche Buchhaltungsfunktionen. Das Free-Konto bleibt kostenlos bei mindestens 300 Euro Monatsumsatz, ansonsten fallen 2 Euro Gebühren an.
Kontist | Monatspreis | SEPA inklusive | Steuer-Features | DATEV |
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Free | 0-2 Euro | 5 | Ja | Nein |
Start | 11 Euro | 30 | Ja | Nein |
Plus | 25 Euro | Unbegrenzt | Erweitert | Ja |
Kontist punktet mit automatischen Steuerrücklagen
Der größte Vorteil von Kontist liegt in den einzigartigen Steuerfunktionen, die besonders für Freiberufler und Einzelunternehmer wertvoll sind. Das System berechnet in Echtzeit Ihre voraussichtliche Steuerbelastung und legt automatisch Geld für Einkommens- und Umsatzsteuer zurück. Diese Funktion ist in allen Tarifen enthalten, sogar im kostenlosen Free-Konto, und funktioniert beeindruckend zuverlässig.
Ein zufriedener Nutzer berichtet: „Der Kontostand rechnet mir direkt die voraussichtliche Steuerzahlung weg. Die automatische Aufteilung in Umsatz- und Einkommensteuer ist äußerst hilfreich.“ Diese Funktion fehlt bei Finom komplett. Dort müssen Sie Ihre Steuerrücklagen manuell verwalten, was zusätzlichen Aufwand bedeutet und die Gefahr birgt, dass Sie zu wenig für die Steuern zurücklegen.
Im Plus-Tarif erweitert Kontist diese Steuerfunktionen erheblich. Sie erhalten DATEV-Export für Ihren Steuerberater, automatische Umsatzsteuervoranmeldung und die Erstellung der Einnahmen-Überschuss-Rechnung direkt im System. Diese Features würden bei externen Anbietern mindestens 30 Euro monatlich kosten. Finom bietet diese Funktionen entweder gar nicht oder nur eingeschränkt über Drittanbieter.
Finom überzeugt mit Multi-Banking und Cashback
Während Kontist bei den Steuerfunktionen führt, hat Finom andere Stärken, die für viele Unternehmer entscheidend sind. Die Multi-Banking-Funktion ermöglicht es, unbegrenzt viele externe Bankkonten kostenlos einzubinden. Sie sehen alle Kontostände und Transaktionen in einer einzigen Übersicht, was die Finanzverwaltung erheblich vereinfacht. Diese Funktion fehlt bei Kontist komplett, was für Unternehmer mit mehreren Bankverbindungen ein erheblicher Nachteil ist.
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Das Cashback-System von Finom ist ein weiterer wichtiger Pluspunkt. Im Basic-Tarif erhalten Sie ein Prozent, im Smart-Tarif sogar drei Prozent auf alle Kartenzahlungen zurück. Bei monatlichen Ausgaben von 2.000 Euro über die Firmenkarte bedeutet das 20 bis 60 Euro Cashback pro Monat. Über das Jahr gerechnet können Sie so 240 bis 720 Euro zurückerhalten, was die Kontoführungsgebühren mehr als ausgleicht. Kontist bietet kein Cashback-Programm, was bei regelmäßigen Kartenzahlungen ein klarer Nachteil ist.
Das integrierte Rechnungstool von Finom ist professionell und in allen Tarifen kostenlos enthalten. Sie können Rechnungen in sechs Sprachen erstellen, mit automatischem Mahnwesen und vollständiger Kundenverwaltung. Kontist bietet zwar auch ein Rechnungstool, dieses ist aber weniger umfangreich und bietet keine mehrsprachigen Vorlagen.
Finom vs. Kontist: Wie ist die Alltagstauglichkeit beider Geschäftskonten?
Im täglichen Gebrauch zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Finom und Kontist. Beide bieten VISA Debitkarten und unterstützen Apple Pay sowie Google Pay vollständig. Die Kartenlimits unterscheiden sich jedoch erheblich. Finom bietet einheitlich 100.000 Euro monatliches Ausgabelimit für alle Tarife, was für die meisten Unternehmen mehr als ausreichend ist. Bei Kontist staffeln sich die Limits von 5.000 Euro täglich im Free-Tarif bis zu 20.000 Euro im Plus-Tarif.
Bei internationalen Zahlungen hat Finom klare Vorteile. SWIFT-Überweisungen in über 180 Länder sind möglich, mit Gebühren von 5 Euro plus 0,1 bis 0,9 Prozent des Betrags. Kontist bietet nur SEPA-Überweisungen innerhalb der EU an. Für Zahlungen außerhalb Europas müssen Kontist-Nutzer auf Drittanbieter wie PayPal oder Stripe ausweichen, was zusätzliche Kosten und Komplexität bedeutet.
Die Unterkonten-Funktion ist bei beiden Anbietern vorhanden, aber unterschiedlich ausgeprägt. Kontist bietet im Start-Tarif bis zu drei Unterkonten, im Plus-Tarif bis zu fünf. Diese eignen sich gut für die Trennung von Steuerrücklagen und Betriebsausgaben. Finom bietet ebenfalls Unterkonten, kombiniert diese aber mit der Multi-Banking-Funktion zu einer umfassenderen Finanzübersicht.
Mobile Apps und aktuelle Nutzererfahrungen
Die Kontist-App erhält im App Store beeindruckende 4,7 von 5 Sternen bei über 3.000 Bewertungen. Nutzer loben besonders die intuitive Bedienung und die perfekte Integration der Steuerfunktionen. Die Push-Benachrichtigungen funktionieren zuverlässig, und alle wichtigen Funktionen sind auch mobil verfügbar. Ein Nutzer schreibt: „Unkomplizierte Handhabung und klare Struktur der Kontist-App. Alles ist sehr leicht zu finden und einfach zu bedienen.“
Finom kämpft seit der Migration zu Finom X mit erheblichen App-Problemen. Die Bewertungen fielen von 4,3 auf 3,9 Sterne. Nutzer berichten von häufigen Abstürzen, Synchronisationsproblemen und verzögerten Benachrichtigungen. Die Multi-Banking-Ansicht funktioniert zwar auch mobil, aber die Instabilität macht die tägliche Nutzung frustrierend. Ein genervter Nutzer berichtet: „Seit der Umstellung auf Finom X gibt es nur Probleme. Die App stürzt ständig ab.“
Herausforderungen: Was sind die größten Probleme von Finom und Kontist in 2025?
Beide Anbieter kämpfen 2025 mit ernsthaften Problemen, die Sie vor einer Entscheidung kennen sollten: Finom leidet massiv unter der gescheiterten Migration zu Finom X im Mai 2025. Andere Banken erkennen die neuen IBANs teilweise nicht als Referenzkonto an, was zu erheblichen Problemen im Zahlungsverkehr führt. SEPA-Lastschriften scheitern regelmäßig, und die Lexware-Integration funktioniert nur eingeschränkt. Der Support ist völlig überfordert und braucht oft Tage für eine Antwort.
Kontist hat andere, aber nicht weniger ernsthafte Probleme. Die häufigsten Beschwerden betreffen die regelmäßigen Preiserhöhungen, die oft kurzfristig angekündigt werden. Ein frustrierter Langzeitkunde berichtet: „Preise wurden während 2x erhöht. Kunden, die die Preiserhöhung nicht sofort akzeptieren wollten, wurden mit der Drohung konfrontiert, dass ihre Steuererklärung nicht bearbeitet wird.“
Der Support von Kontist ist 2025 praktisch kollabiert. Der Telefon-Support ist häufig nicht erreichbar, weil er bei zu hohen Anfragen einfach abgeschaltet wird. Im Chat warten Kunden teilweise wochenlang auf Lösungen. Besonders schockierend sind Berichte über plötzliche Kontokündigungen ohne nachvollziehbare Begründung. Ein betroffener Nutzer schildert: „Nach 4 Jahren wurde mein Konto ohne Angabe von Gründen gekündigt. Eine solche Vorgehensweise habe ich in meinem Leben noch nie erlebt.“
Beide Anbieter nutzen die Solarisbank als Partner, was zu ähnlichen Problemen führen kann. Nutzer berichten von grundlosen Kontosperrungen durch die Partnerbank, was den Geschäftsbetrieb lahmlegen kann.
Welches Geschäftskonto passt zu welchem Unternehmer?
Die Entscheidung zwischen Finom und Kontist hängt stark von Ihren individuellen Anforderungen und Ihrer Unternehmensstruktur ab. Wir haben beide Konten in verschiedenen Szenarien getestet und können klare Empfehlungen für unterschiedliche Nutzergruppen aussprechen.
Finom eignet sich trotz der aktuellen Migrationsprobleme besonders gut für Unternehmen, die viele verschiedene Bankkonten verwalten müssen. Die Multi-Banking-Funktion ist einzigartig gut umgesetzt und spart Ihnen täglich Zeit bei der Finanzverwaltung. Wenn Sie beispielsweise neben Ihrem Geschäftskonto noch ein Tagesgeldkonto, ein PayPal-Konto und vielleicht ein Konto bei Ihrer Hausbank führen, haben Sie mit Finom alles im Blick.
Das Cashback-System macht sich besonders bei hohen Kartenumsätzen bezahlt. Bei monatlichen Ausgaben von 3.000 Euro erhalten Sie bis zu 90 Euro zurück, was über das Jahr 1.080 Euro bedeutet.
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Der Jahrestarif mit 9 Euro monatlich bleibt auch nach der Preiserhöhung attraktiv. Allerdings sollten Neu-Kunden definitiv noch drei bis vier Monate warten, bis die Migrationsprobleme vollständig behoben sind.
Kontist ist die bessere Wahl für Freiberufler und Einzelunternehmer, bei denen die Steuerverwaltung im Vordergrund steht.
Die automatischen Steuerrücklagen sind für viele Selbstständige ein Gamechanger. Sie müssen sich keine Gedanken mehr machen, ob Sie genug für die Steuern zurückgelegt haben.
Das System berechnet alles automatisch und trennt Ihr verfügbares Geld von den Steuerrücklagen. Mit 11 Euro monatlich ist der Start-Tarif jetzt sogar günstiger als Finom Basic im Monatsabo. Die 30 kostenlosen SEPA-Überweisungen reichen für viele Selbstständige völlig aus. Besonders Berater, Coaches oder IT-Freelancer mit überschaubarem Zahlungsverkehr profitieren von Kontist.
Für kleine GmbHs und UGs ist die Situation komplizierter. Beide Anbieter unterstützen diese Rechtsformen, aber mit Einschränkungen. Finom bietet mehr Features und bessere Skalierbarkeit, kämpft aber mit technischen Problemen. Kontist ist stabiler, aber die Berichte über plötzliche Kontokündigungen sind besorgniserregend für Unternehmen mit Mitarbeitern und laufenden Verpflichtungen. Wir empfehlen hier dringend ein Zweitkonto als Backup.
International tätige Unternehmen sollten genau hinschauen. Finom ermöglicht SWIFT-Überweisungen in über 180 Länder, während Kontist nur SEPA innerhalb der EU anbietet. Wenn Sie regelmäßig Zahlungen aus den USA, Asien oder anderen Nicht-EU-Ländern erhalten oder dorthin senden, ist Finom alternativlos. Die Gebühren sind mit 5 Euro plus maximal 0,9 Prozent des Betrags überschaubar.
Unternehmen mit sehr hohem Transaktionsvolumen sollten beide Anbieter kritisch prüfen. Die neue umsatzbasierte SEPA-Struktur bei Finom kann schnell teuer werden. Bei Kontist müssten Sie den Plus-Tarif für 25 Euro wählen, um unbegrenzte Transaktionen zu erhalten. Hier lohnt sich eventuell der Blick auf andere Anbieter wie Qonto, auch wenn diese keine kostenlosen Einstiegstarife bieten.
Unser Fazit: Abwarten bei Finom, Vorsicht bei Kontist
Nach intensivem Test beider Geschäftskonten über mehrere Monate können wir keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Beide Anbieter kämpfen 2025 mit erheblichen Problemen, die den Geschäftsalltag ernsthaft beeinträchtigen können.
Finom bietet das bessere Gesamtpaket mit einzigartiger Multi-Banking-Funktion, attraktivem Cashback-System und professionellem Rechnungstool.
Die Migrationsprobleme seit Mai 2025 sind jedoch gravierend. Andere Banken erkennen die neuen IBANs nicht an, SEPA-Lastschriften scheitern regelmäßig, und der Support ist überfordert. Wir haben selbst erlebt, wie Überweisungen tagelang nicht ankamen. Für ein Geschäftskonto ist das inakzeptabel.
Kontist ist aktuell stabiler und überzeugt mit den hervorragenden Steuerfunktionen, die für Freiberufler unbezahlbar sind. Die App funktioniert zuverlässig, und die Banking-Grundfunktionen laufen ohne größere Probleme. Allerdings ist der Support 2025 praktisch nicht existent – bei hohem Aufkommen wird die Hotline einfach abgeschaltet. Die regelmäßigen Preiserhöhungen sind ärgerlich, und die Berichte über plötzliche Kontokündigungen ohne Begründung sind beunruhigend.
Unsere konkrete Empfehlung: Warten Sie bei Finom noch drei bis vier Monate ab, bis die Migrationsprobleme gelöst sind. Der Jahrestarif für 9 Euro monatlich bleibt konkurrenzlos, und die Features sind überzeugend. Wenn Sie sofort ein Konto brauchen und die Steuerfunktionen wichtig sind, nutzen Sie Kontist – aber nur als Zweitkonto neben einem Backup bei einer traditionellen Bank.
Beide digitalen Geschäftskonten haben noch nicht die Zuverlässigkeit etablierter Banken erreicht. Die innovativen Features werden durch instabile Systeme und schlechten Support konterkariert. Führen Sie deshalb immer ein zusätzliches Konto bei einer anderen Bank. Die paar Euro Mehrkosten sind gut investiert in Ihre Geschäftssicherheit.
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Der Beitrag Finom vs. Kontist: Welches Geschäftskonto gewinnt? erschien zuerst auf ftd.de.