EZB-Zinssitzung: niedrige Inflation, aber viele Probleme (Foto: Freepik, cornflakes493)
Frankfurt am Main – Frankreich-Krise, Zoll-Auswirkungen, Trumps Angriff auf die Fed – die Europäische Zentralbank muss sich mit diversen Krisen befassen. Angesichts der vielen Unwägbarkeiten bleibt die EZB vorsichtig und legt abermals eine Zinspause ein. Weder Ökonomen noch Anleger hatten mit einer Zinsänderung gerechnet.
„Die Inflation liegt zurzeit in der Nähe des mittelfristigen Zielwerts von 2 Prozent, und die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat ist weitgehend unverändert“, heißt es im Statement des EZB-Rats mit Präsidentin Christine Lagarde an der Spitze. „Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses wird von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen.“
Prognose für Inflation und Wachstum – aktuelle Leitzinssätze
Neben dem Zinsentscheid hat die EZB heute ihre Prognose aktualisiert. Die Inflation 2025 im Euroraum schätzt sie nun auf 2,1 Prozent, für 2026 auf 1,7 Prozent. Etwas hochgesetzt hat die EZB die Schätzung des realen BIP-Wachstums: Sie liegt nun für 2025 bei 0,9, für 2026 bei 1 Prozent.
Bis zur ersten Zinspause im Juli haben die Euro-Währungshüter achtmal in Folge die Zinsen gesenkt. Aktuell steht der für Sparer wichtige Einlagezins bei 2 Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen, bei 2,15 Prozent, und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 2,4 Prozent.
Inflation im Euroraum – diese Faktoren beeinflussen die Preise
Zuletzt hat die Euro-Teuerung leicht zugelegt: Nachdem die Jahresrate im Juni und Juli genau beim EZB-Ziel von 2 Prozent landete, kletterte die Inflation im August leicht auf 2,1 Prozent. Allerdings verharrte die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel den vierten Monat in Folge bei 2,3 Prozent.
Für weiter moderate Inflationsraten spricht die Stärke des Euro, die Importe billiger macht. Allerdings könnte der US-Dollar durch rasche Zinssenkungen der Fed erstarken. Verbessertes Wachstum und Geschäftsklima in Europa fördern den Preisauftrieb, ebenso wie das deutsche Schuldenprogramm.
Trügerische Ruhe im Zollstreit – Frankreichs Krise im Fokus
Ein wenig Ruhe ist an der Zollfront eingekehrt. Das 15-Prozent-Abkommen mit den USA schafft etwas Planungssicherheit. Doch ob und wie die Aufschläge die Euro-Konjunktur treffen, bleibt abzuwarten. Und: Wie stabil „der Deal“ ist, muss sich noch erweisen. Trump ist immer für Überraschungen gut.
Ungemach könnte der Eurozone durch die Haushaltskrise in Frankreich drohen. Zwar hat Präsident Emmanuel Macron Sébastien Lecornu zum neuen Premier ernannt. Doch steigende Zinsen bei den Staatsanleihen legen die Frage nahe, wann die EZB Frankreich zur Seite springen muss.
Trumps Angriff auf die Fed – Positionen der EZB-Entscheider
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Donald Trumps Bestreben, mit Zinsforderungen und dem Absetzen von Entscheidungsträgern die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve zu untergraben. Das sei eine “sehr ernste Gefahr” für die Weltwirtschaft, so EZB-Chefin Christine Lagarde kürzlich.
Ob 2025 noch eine Zinssenkung kommt, oder der Zyklus gar sein Ende erreicht hat? Das war zuletzt unter den Mitgliedern des EZB-Rats strittig. So zeigt der Litauer Gediminas Simkus Offenheit für eine Senkung im Dezember, während EZB-Direktorin Isabel Schnabel bereits über Zinserhöhungen nachdenkt.
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 11. September 2025 um 14.26 Uhr (MESZ).
Der Beitrag EZB Leitzins aktuell: Zinsentscheid für die Eurozone – Überblick und Prognose 2025 erschien zuerst auf ftd.de.