Descartes Systems Aktie: Digitalisierung der Logistik

Descartes Systems vernetzt mehr als 200.000 Logistikpartner weltweit und optimiert Lieferketten durch KI-gestützte Datenanalysen. (Foto: Freepik, EyeEm)

Der Onlinehandel war der Anstoß für die Digitalisierung der Logistik. Nur mit einer Supply-Chain-Management-Software ist es möglich, eine besonders rasche Lieferung, Bestandsverwaltung und ein angemessenes Bestellsystem zu realisieren.

Zudem wurden auch die Lieferketten digitalisiert und manuelle Prozesse durch SCM-Lösungen ersetzt. Mit Cloud-Computing wurde diese digitale Transformation noch beschleunigt. Hier setzt das Geschäftsmodell des kanadischen Anbieters Descartes an.

Markttreiber wie zunehmende Automatisierung und der Einsatz von generativer KI spielen dabei mittlerweile eine erhebliche Rolle. Sie ermöglichen Spediteuren und Logistikern höhere Gewinne, Transparenz, bessere Entscheidungswege und Kostenersparnisse.

Aktuell wird die Marktgröße der Digitalisierung auf 37,6 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bis 2032 soll der Markt auf 120,3 Milliarden anwachsen. Das entspricht einem annualisierten Wachstum von 18,1 Prozent. Digitale Logistiklösungen waren in den letzten Jahren auch an der Börse gefragt. Bieten sie für Anleger weitere Chancen?

Descartes Systems als hochspezialisierte Cloud-Logistikplattform

Seit der Gründung im Jahr 1981 hat die kanadische Descartes Systems ein Geschäftsmodell entwickelt, das auf der Vernetzung logistischer Partner basiert. Über das firmeneigene Global Logistics Network (GLN) sind heute über 200.000 spezialisierte Unternehmen – etwa Spediteure, Reedereien, Zollbehörden und Produzenten – miteinander verbunden. Die Cloud-Logistikplattform ermöglicht Transportmanagement, Zollabwicklung, Routenplanung und Sendungsverfolgung.

Im Gegensatz zu klassischen Softwareanbietern wie SAP oder Oracle verkauft Descartes keine Lizenzen, sondern bietet seine Lösungen im SaaS-Modell (Software as a Service) an. Das sichert wiederkehrende Umsätze und hohe Margen. Besonders stark ist Descartes bei Themen wie Zollmanagement, Frachttracking und Lieferzeitenprognosen aufgestellt. Kunden haben die Möglichkeit, aus Modulen zu wählen und können nach Bedarf die Module adjustieren. Wer einmal in das GLN integriert ist, bleibt meist langfristig Kunde. Nur rund 4 Prozent beträgt die jährliche Kundenverlustrate.

Fortschritte mit KI und Automatisierung

Der entscheidende Wettbewerbsvorteil von Descartes liegt in der technologischen Tiefe seines Netzwerks. Mit der Plattform MacroPoint wurde eine Echtzeit-Tracking-Lösung geschaffen, die branchenführende Erkennungsraten von rund 90 Prozent erreicht. Wettbewerber wie Transporeon oder FourKites erreichen nur Werte von 65 bis 80 Prozent. Das ist ein erheblicher Vorteil gegenüber der Konkurrenz, denn Tracking und hohe Datenqualität sorgen für beste Planbarkeit und Effizienz.

Descartes setzt immer stärker auf künstliche Intelligenz, um die einzelnen Softwarelösungen weiterzuentwickeln. Handelskunden hilft KI etwa bei Sanktionslisten (Handels- und Exportverbote), um falsche Treffer herauszufiltern. Das spart Zeit und verringert das Risiko von Verzögerungen im Warenverkehr.

Auch in anderen Bereichen kommt maschinelles Lernen zum Einsatz. So werden Lieferzeiten präziser berechnet und Transportkapazitäten besser geplant. KI und Automatisierung reduzieren die Kosten auf Kundenseite, während Descartes höhere Preise für datengetriebene Services durchzusetzen kann.

 


Wachstum durch Akquisition und starker Entwicklung

Neben organischem Wachstum setzt Descartes seit Jahren auf gezielte Übernahmen. Zu den jüngsten Zukäufen zählen unter anderem 3GTMS, PackageRoute und Finale Inventory. Damit erweitert das Unternehmen seine Plattform gezielt um neue Module für die Kunden im E-Commerce.

Descartes integriert diese neuen Unternehmen nach einem festen Plan, indem die einzelnen Technologien zusammengeführt werden, Kosten gesenkt und die gewonnenen Kunden aus den erworbenen Unternehmen Schritt für Schritt in das eigene GLN-System eingebunden werden. Diese Disziplin spiegelt sich in den Finanzen wider. Descartes Systems konnte den Umsatz über die letzten 10 Jahre um 14,3 Prozent steigern, während die Gewinne um 22 Prozent und der freie Cashflow um jährlich 16 Prozent gesteigert werden konnten.

Mit einem soliden Cash-Bestand von über 200 Millionen US-Dollar und keiner Nettoverschuldung bleibt Descartes zudem flexibel für weitere Akquisitionen. Das Management verfolgt das Ziel, das Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) jährlich um 10 bis 15 Prozent zu steigern – ein Wert, den das Unternehmen seit Jahren verlässlich erreicht.

Wettbewerbsposition: Starkes Netzwerk, fokussierte Nische

Im Wettbewerb mit großen Softwarehäusern wie SAP oder Oracle punktet Descartes durch seine Spezialisierung. Während diese Konzerne breit aufgestellte ERP-Systeme zur Ressourcenplanung anbieten, konzentriert sich Descartes ausschließlich auf logistikintensive Prozesse. Der Vorteil: schnellere Implementierung, bessere Skalierbarkeit und praxisnahe Lösungen für operative Probleme.

Auch im Vergleich zu spezialisierten Wettbewerbern wie Manhattan Associates oder Trimble besitzt Descartes einen technologischen Vorsprung. Trimble etwa kombiniert Software mit Hardware-Komponenten. Damit ist das Modell weniger skalierbar als die reine Cloud-Lösung von Descartes Systems. Descartes bietet zudem auch eine neutrale Plattform und ist keinem Transportanbieter verpflichtet. Das schafft Vertrauen und auch den Zugang zu neuen Partnern.

Smartbroker Dashboard / Quelle: Smartbroker Presse

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Risiken und Bewertung bei Descartes

Trotz der operativen Stärke bleibt die Aktie kein Selbstläufer. Descartes ist weiterhin hoch bewertet, während das Wachstum aufgrund der aktuellen Konjunktur abflacht. Erstmals wird kein zweistelliges Umsatzwachstum erwartet. Ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von über 10 impliziert jedoch eine hohe Wachstumsrate. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 33 auf einen sportlichem Niveau, auch wenn der Gewinn weiterhin 10 bis 13 Prozent jährlich gesteigert werden soll.

Weitere geopolitische Spannungen, neue Handelszölle oder schwache Transportvolumina können kurzfristig auf die Ergebnisse drücken. Auch die Integrationsrisiken zahlreicher Akquisitionen dürfen nicht unterschätzt werden. Zwar verfügt Descartes über eine beeindruckende Erfolgsbilanz, doch die zunehmende Komplexität der Plattform erfordert auch entsprechende Investitionen in die Integration und Sicherheit.

Fazit: Versteckter Gewinner des globalen Handels

Descartes Systems Group hat sich zu einem globalen Logistik-Cloud-Anbieter entwickelt und glänzt mit einer hohen Ertragskraft. Descartes Systems agiert in einem Wachstumsmarkt, der zahlreiche Prozesse für Kunden effizienter und kostenärmer gestaltet.

Das Unternehmen bleibt aufgrund der starken Margen und Wachstumsraten ein attraktiver Wachstumswert für langfristig agierende Anleger. Doch kurzfristig mag die Bewertung weiterhin zu ambitioniert sein. Die kommenden Geschäftszahlen werden mehr über die aktuelle Marktentwicklung verraten.

 

Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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