Polnischer Aktienmarkt: Warum das Nachbarland für Investoren spannend bleibt

Der Palast der Kultur und Wissenschaft in Warschau: Sinnbild für Polens Weg von der Plan- zur modernen Marktwirtschaft. (Foto: Freepik, wirestock_creators)

Noch Anfang der 1990er-Jahre war Polen eines der ärmsten Länder Europas. 1990 erreichte die Inflation über 500 Prozent. Innerhalb von 3 Jahrzehnten durchlief das Land eine radikale Transformation, die die kommunistisch regulierte Wirtschaft in eine kapitalorientierte Marktwirtschaft verwandelte. Die Regierung ebnete den Weg für Unternehmertum, denn „alles ist erlaubt, was nicht verboten ist“. Heute ist Polen die sechstgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union.

EU-Gelder und die richtigen Maßnahmen stärkten Polen

Die EU-Mitgliedschaft spielte beim Aufstieg neben dem politischen Programm eine zentrale Rolle. Polen erhielt im Zeitraum 2014 bis 2020 zehnmal mehr Fördergelder von der EU als Deutschland. Doch der entscheidende Faktor war, dass Polen die Gelder gezielt genutzt hat, während die Förderungen in anderen Ländern versickerten. Polen hat in zukunftssichere Bereiche wie moderne Infrastruktur (zum Beispiel Straßen und Netze) und Humankapital (zum Beispiel Bildung und Forschung) investiert. Diese sinnvolle Steuerung der EU-Mittel hat die wirtschaftliche Transformation Polens maßgeblich beschleunigt.

Geringere Bürokratie als in Deutschland

Polen als auch Deutschland gelten zwar als bürokratische Länder, doch Unterschiede sind doch erkennbar und unterstreichen die besondere Bürokratielastigkeit Deutschland. Viele Abläufe, die in Deutschland noch Zeit und Geduld erfordern, funktionieren in Polen heute schneller und digitaler. Unternehmen können sich zum Beispiel über das Online-Portal CEIDG in wenigen Tagen registrieren, während ähnliche Prozesse in Deutschland oft Wochen dauern.

Auch bei Behördengängen hat Polen stark aufgeholt. Über das System ePUAP lassen sich zahlreiche Verwaltungsangelegenheiten wie etwa Anträge und amtliche Bestätigungen online erledigen. Dadurch ist die Verwaltung für Bürger und Unternehmer einfacher und zugänglicher geworden. Es zeigt sich ein pragmatischerer Umgang mit Vorschriften und Genehmigungen.

Das Steuersystem ist in Polen ebenfalls flexibler. Regeln werden oft praxisorientiert ausgelegt und Verfahren können daher effizienter ablaufen. Die Kontrolle ist gleich, doch es erfolgt eine lösungsorientiertere und schnellere Bearbeitung. Wenn ein Unternehmen in Deutschland eine Steuererklärung mit einem formalen Fehler abgibt, wird das Verfahren meist unterbrochen, bis alles korrigiert ist. Es können Wochen vergehen. In Polen wird der Fehler oft telefonisch oder per E-Mail geklärt, damit der Prozess weiterlaufen kann.

Internationale Vergleiche bestätigen diesen Wandel: Polen zählt inzwischen zu den EU-Ländern mit den größten Fortschritten bei der Digitalisierung der Verwaltung und der Erleichterung wirtschaftlicher Prozesse. Während in Deutschland Bürokratie oft mit Stagnation verbunden ist, steht sie in Polen zunehmend für Tempo, Pragmatismus und digitale Offenheit.

Polen „gibt das OKI“ zum steuerfreien Konto für den Vermögensaufbau

Der wirtschaftliche Erfolg soll nun durch eine tiefgreifende Reform des Kapitalmarkts unterstützt werden, damit mehr private Anleger in die heimische Wirtschaft investieren. Aus diesem Grund ist zum 1. Januar 2026 die Einführung von OKI (dem persönlichen Investmentkonto) geplant.

Das OKI ermöglicht es, bis zu 100.000 Zloty (rund 24.000 Euro) steuerfrei zu investieren. Auf Gewinne aus Anlagen in diese Konten wird keine Kapitalertragssteuer von 19 Prozent fällig. Beträge, die darüber hinausreichen, werden nur mit einem geringen Steuersatz belastet. Die maximale Einzahlung pro Jahr ist auf das dreifache des durchschnittlichen polnischen Monatslohns des Vorjahres begrenzt (rund 25.800 Zloty bzw. 6.000 Euro).

Smartbroker Dashboard / Quelle: Smartbroker Presse

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Weitere Vorteile für Investoren

Neben der direkten Förderung privater Anlagen schafft Polen weitere Anreize, indem es die steuerliche Begünstigung auf ausländische Fonds ausweitet und Venture-Capital-Investitionen in innovative Unternehmen mit bis zu 50 Prozent Steuerabzug fördert. Gleichzeitig wurde der Aktienhandel für alle transparenter und gerechter, da Anleger nun Verluste aus verschiedenen Kapitalanlagen (etwa Aktien und Fonds) miteinander verrechnen können. Damit wird die Steuerlast gedrückt und die Attraktivität für den Kapitalmarkt gefördert.

Darum ist der polnische Aktienmarkt für Anleger spannend

All diese Punkte unterstreichen, dass der polnische Aktienmarkt für deutsche Anleger höchst interessant ist, da das Land nicht nur wirtschaftlich durch innovative Unternehmen und geringere Bürokratie auf dem richtigen Weg ist, was die Basis für robustes Wachstum schafft. Es werden auch massive Steueranreize wie das OKI und die Venture-Capital-Förderung gesetzt, um den Kapitalzufluss in den heimischen Markt zu lenken.

Der polnische Aktienmarkt bietet trotz der starken jüngsten Performance weiterhin eine attraktive Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Hinzu kommt, dass die Aussichten für die Unternehmen besser als in vielen anderen europäischen Ländern sind.

 

Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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