Wie funktioniert das Kinderdepot? (Bild: Rowen Smith, Unsplash)
10 Euro monatlich vom Staat für jedes Schulkind – ab 2026 soll die sogenannte Frühstart-Rente kommen.
Der Staat zahlt automatisch in ein Depot für Ihr Kind ein, ohne dass Sie einen Antrag stellen müssen. Bis zur Rente können daraus 39.000 Euro werden. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Wir erklären, was wirklich geplant ist, wo die Haken liegen und warum Sie trotzdem nicht warten sollten.
Die Bundesregierung will Kinder früh an den Kapitalmarkt heranführen und gleichzeitig die Rentenlücke schließen. Aber viele Details sind noch unklar.
Was ist die Frühstart-Rente genau?
Die Frühstart-Rente ist ein staatlich gefördertes Depot für jedes Kind zwischen 6 und 17 Jahren, das eine Schule in Deutschland besucht. Ab Januar 2026 soll der Staat automatisch 10 Euro monatlich für jedes berechtigte Kind einzahlen – zwölf Jahre lang, von der Einschulung bis zur Volljährigkeit.
Das macht insgesamt 1.440 Euro an staatlichen Einzahlungen pro Kind. Das Geld wird am Kapitalmarkt angelegt, vermutlich in ETFs oder Aktienfonds. Die genauen Anlageformen stehen noch nicht fest. Das Besondere: Das Geld ist bis zur Rente gesperrt. Keine vorzeitige Auszahlung für Führerschein oder Studium – alles bleibt bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren im Depot.
Die Zahlen klingen erst einmal bescheiden, aber der Zinseszinseffekt macht den Rest:
| Zeitpunkt | Eingezahlt | Vermögen (bei 6% Rendite) |
|---|---|---|
| Mit 18 Jahren | 1.440 € | ca. 2.150 € |
| Mit 30 Jahren | 1.440 € | ca. 4.500 € |
| Mit 50 Jahren | 1.440 € | ca. 15.000 € |
| Mit 67 Jahren | 1.440 € | ca. 39.000 € |
Aus 1.440 Euro werden also knapp 40.000 Euro – nur durch Zinseszins und Zeit. Wenn das Kind ab 18 Jahren selbst weitere 10 Euro monatlich einzahlt, sind sogar 81.500 Euro drin. Das zeigt die Macht des frühen Sparens.
Wer bekommt die staatliche Förderung?
Berechtigt sind alle Kinder zwischen 6 und 17 Jahren, die eine Bildungseinrichtung in Deutschland besuchen. Das umfasst Grundschulen, weiterführende Schulen und vermutlich auch Berufsschulen. Die Staatsangehörigkeit spielt nach aktuellem Stand keine Rolle – entscheidend ist der Schulbesuch in Deutschland.
Automatische Einrichtung geplant
Sie müssen nichts beantragen. Der Staat soll die Depots automatisch einrichten und die 10 Euro monatlich überweisen. Wie das technisch funktioniert, ist noch unklar. Vermutlich werden die Schulen die Daten weitergeben oder die Finanzämter nutzen die Kindergeld-Daten.
Die große Frage: Startet das Programm 2026 für alle Altersgruppen gleichzeitig oder nur für Erstklässler? Wenn nur die Sechsjährigen beginnen, gehen viele Kinder leer aus. Ein 15-Jähriger im Jahr 2026 würde nur noch drei Jahre gefördert – statt der vollen zwölf Jahre.
Offenen Fragen zum geplanten Kinderdepot
Obwohl der Start in gut einem Jahr geplant ist, sind zentrale Details ungeklärt:
- Welche Anlageformen sind erlaubt? ETFs wären sinnvoll wegen der niedrigen Kosten. Aber vielleicht kommen nur spezielle Staatsfonds infrage. Die Anlageentscheidung ist entscheidend für die Rendite.
- Wer verwaltet die Depots? Banken, Fondsgesellschaften oder eine staatliche Stelle? Die Verwaltungskosten könnten einen großen Teil der Rendite auffressen.
- Was passiert bei Tod oder Auswanderung? Verfällt das Geld an den Staat oder wird es vererbt? Was, wenn das Kind ins Ausland zieht?
- Wie wird die spätere Auszahlung geregelt? Einmalzahlung mit 67 oder monatliche Rente? Beides hat Vor- und Nachteile.
Das Bundesfinanzministerium arbeitet noch an der Ausgestaltung. Ein Gesetzentwurf liegt noch nicht vor. Die Zeit wird knapp für einen Start 2026.
Kritik und alternative Vorschläge
Die Opposition ist unzufrieden mit den Plänen. Die AfD fordert ein „Junior-Spardepot“ mit 100 Euro monatlich – zehnmal so viel wie geplant. Das würde ab Geburt bis zur Volljährigkeit gezahlt, allerdings nur für deutsche Staatsbürger. Kostenpunkt: mehrere Milliarden Euro jährlich.
Experten wollen früher starten
Finanzexperten und der Sachverständigenrat kritisieren, dass die Förderung erst mit sechs Jahren beginnt. Jedes Jahr zählt beim Zinseszinseffekt. Würde man ab Geburt einzahlen, wären bei gleicher Einzahlung über 60.000 Euro zur Rente möglich statt 39.000 Euro.
Ein weiterer Kritikpunkt: Das Geld ist bis 67 gesperrt. Keine Flexibilität für Notfälle, Ausbildung oder Hauskauf. Das mag für die Rente sinnvoll sein, ist aber lebensfremd. Viele junge Erwachsene könnten das Geld früher gut gebrauchen.
Nicht warten, werden Sie selbst aktiv
Die Frühstart-Rente kommt frühestens 2026, vielleicht auch später oder gar nicht. Politische Projekte scheitern oft. Selbst wenn sie kommt: 10 Euro monatlich sind besser als nichts, aber kein Gamechanger.
Eltern sollten deshalb selbst aktiv werden:
- Junior-Depot eröffnen: Sofort möglich, flexibel nutzbar
- ETF-Sparplan einrichten: Ab 25 Euro monatlich
- Steuervorteile nutzen: Über 13.000 Euro Kapitalerträge steuerfrei
- Früh starten: Jedes Jahr zählt beim Vermögensaufbau
Ein eigenes Junior-Depot hat klare Vorteile gegenüber der staatlichen Lösung:
| Frühstart-Rente | Privates Junior-Depot | |
|---|---|---|
| Start | Frühestens 2026 | Sofort |
| Betrag | 10 € fix | Flexibel |
| Verfügbarkeit | Mit 67 Jahren | Mit 18 Jahren |
| Verwendung | Nur Rente | Frei |
| Anlageauswahl | Vorgegeben | Frei wählbar |
Die staatliche Förderung können Sie später als Bonus mitnehmen. Aber verlassen Sie sich nicht darauf.
Fazit: „10 Euro vom Staat sind nett, aber warten Sie nicht darauf“
Die Frühstart-Rente ist gut gemeint: 10 Euro monatlich vom Staat, automatisch angelegt, bis zur Rente gesperrt. Daraus können 39.000 Euro werden – theoretisch. Praktisch ist vieles unklar, der Start unsicher und der Betrag überschaubar.
Wer seinem Kind wirklich helfen will, wartet nicht auf den Staat. Ein eigenes Junior-Depot mit ETF-Sparplan bringt mehr Flexibilität, höhere Beträge und sofortige Verfügbarkeit. Die staatliche Förderung nehmen Sie später gerne mit – als Sahnehäubchen, nicht als Hauptgang. Denn eins ist sicher: Zeit, die Sie jetzt verlieren, holt der Zinseszins nie wieder auf.
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