Wie viele Aktien gehören ins Portfolio? Wer den richtigen Ansatz finden will, sollte zuerst sich selbst prüfen. (Foto: Freepik KI Suite)
Seit jeher stehen sich 2 Theorien gegenüber: Die Befürworter von konzentrierten Portfolios und jene, die auf Diversifikation setzen. Während passive ETF-Strategien immer mehr Kapital anlocken, versuchen aktive Manager, durch klare Überzeugung Anleger für sich zu gewinnen. Doch als Privatinvestor mit Einzelaktien geht es weniger um die Frage, ob Konzentration richtig oder falsch ist, sondern vielmehr darum, wie beide Formen definiert werden.
Ausgangslage
Starinvestor Warren Buffett ist ein Verfechter von Konzentration. Für ihn ist Diversifikation Ausdruck von Unwissenheit. Viele Anleger starten konzentriert. Sie kaufen erste Einzelaktien. Doch mit wachsendem Kapital und zunehmender Unsicherheit kommt der Drang zur Streuung. Medien und eine schiere Informationsflut verstärken den Wunsch, noch diese oder jene Aktie „als Chance“ ins Depot zu legen.
Andere Anleger wiederum streuen von Beginn an und wundern sich später, warum ihr Depot mit dem Gesamtmarkt kaum Schritt halten kann. Die zentrale Frage lautet: Wie viel Konzentration ist sinnvoll und ab wann wird sie gefährlich?
Erkenntnisse
The „Concentration Manifesto“ von Cameron Hight (CFA, Chartered Financial Analyst) plädiert klar für Fokussierung. Seine Daten zeigen, dass Portfolios mit 10 bis 30 Aktien tendenziell besser abschneiden als breit gestreute Depots. Die besten Ideen eines Investors tragen überdurchschnittlich zur Rendite bei, während viele kleine Positionen die Gesamtperformance verwässern.
Gleichzeitig warnt eine andere Studie „Concentrated Portfolio Managers: Courageously Losing Your Money“ vor den Risiken der Überzeugung. Das ist der Bias der Selbstüberschätzung. Die Studie zeigt, dass konzentrierte Portfolios häufiger scheitern, weil einzelne Fehlentscheidungen das Gesamtvermögen überproportional belasten.
Das Fazit: Konzentration kann belohnen, aber sie kann auch erheblich schaden.
Für Privatanleger bedeutet das wieder einmal, dass die Wahrheit nicht in der Theorie, sondern in der eigenen Praxis liegt. Wer sich intensiv mit seinem Unternehmen beschäftigt und versteht, was er besitzt, kann sich Konzentration leisten. Wer dazu keine Zeit oder Erfahrung hat, sollte Diversifikation als Schutzmechanismus und nicht als Einschränkung sehen.
Einfluss auf die Performance
Konzentration kann die Rendite steigern, weil Kapital gezielt dort eingesetzt wird, wo die Überzeugung am größten ist. Ein Anleger, der seine 10 besten Ideen umsetzt und diese regelmäßig überprüft, hat die Chance, den Markt zu schlagen. Gleichzeitig erfordert dieser Ansatz emotionale Stabilität. Eine falsche Entscheidung kann hohe Verluste verursachen und auch psychologisch belasten.
Diversifikation wirkt hingegen beruhigend. Wer 50 Aktien hält, gleicht Verluste einzelner Titel leichter aus. Dafür sind extreme Renditen seltener. Breite Streuung sorgt für Ruhe, aber auch für mehr Mittelmaß. Bei einer Überdiversifikation bleibt hingegen kaum Rendite für den Anleger übrig, und auch der zeitliche Aufwand darf nicht unterschätzt werden.
Ob hingegen Konzentration oder Diversifikation besser für den individuellen Privatanleger ist, hängt davon ab, wie die einzelne Investor Volatilität wahrnimmt. Hohe Volatilität ist empirisch jedoch kein Bestandteil für erfolgreiche Langfristdepots und Outperformance, weshalb insbesondere ein konzentriertes Depot auf weniger volatilen Qualitätsunternehmen aufbauen sollte.
Gründe für Konzentration
- Zeitaufwand / Kosten-Nutzen-Rechnung: Kein Privatanleger kann 50 oder mehr Unternehmen gleichzeitig wirklich verstehen. Konzentration gibt Raum und Zeit, um Unternehmen tiefgründig zu analysieren, Geschäftsberichte zu lesen und Quartalsberichte zu verfolgen.
- Qualität statt Quantität: Gute Aktien, die langfristig überzeugen, sind selten. Je breiter das Depot, desto höher die Wahrscheinlichkeit, durchschnittliche Unternehmen zu besitzen, auch wenn einzelne Aktien mittelfristig gut performen.
- Diversifikation auf Portfolioebene: Auch konzentrierte Portfolios sind meist über verschiedene Branchen und Länder diversifiziert. Sie entscheiden sich schlichtweg für die (ihrer Meinung nach) besten Unternehmen hinsichtlich Preis, Wert und Renditen.
Advertisement
Bei anderen Depots investieren Sie in Ordergebühren, bei Smartbroker+ in Ihren Vermögensaufbau.
-
free account management -
Order fees from 0€ -
free ETF savings plans
Risiken und Grenzen der Depotkonzentration
Konzentration funktioniert nur, wenn Analyse, Erfahrung und Geduld vorhanden sind. Ein konzentriertes Portfolio verlangt aktives Nachdenken und die Bereitschaft, Fehler zu korrigieren. Emotionen wie Übermut oder Glaube an das eigene „Wissen“ sind gefährlich. Schon oft haben Anleger sehr viel Geld verloren, weil sie von einem Investment ganz besonders überzeugt waren (Stichwort: Wirecard oder Enron).
Diversifikation schützt vor genau diesen Fehlern. Sie ist kein Zeichen von Unsicherheit, sondern von Demut. Doch auch zu breite Streuung kann teuer werden. Nämlich dann, wenn man im Schnitt deutlich hinter der Durchschnittsrendite eines breiten Welt-ETFs hinterherläuft und viel Zeit und Mühe investiert hat.
Fazit: Portfoliokonzentration oder Diversifikation
Für Privatinvestoren gibt es kein allgemeingültiges Rezept. Konzentration kann großartige Ergebnisse liefern, wenn sie auf Wissen, Geduld und Überzeugung basiert. Diversifikation bietet hingegen Stabilität, wenn weniger Wissen vorhanden ist.
Die entscheidende Frage lautet nicht, welcher Ansatz „besser“ ist, sondern welcher zu den eigenen Fähigkeiten und Überzeugungen passt.
Disclaimer:
No investment advice. No solicitation to buy or sell securities.
The contribution Portfolio Analyse: Konzentration oder Diversifikation? Das sind die Fakten. appeared first ftd.de.