Fallen oder steigen die Bauzinsen in 2025? (Bild: Becca Tapert, Unsplash)
Höhere Bauzinsen wirken auf viele erst mal abschreckend – vor allem im Vergleich zu den extrem günstigen Jahren rund um 2020.
Doch wer einen Schritt zurücktritt und den langfristigen Verlauf betrachtet, merkt schnell: Das aktuelle Niveau ist alles andere als außergewöhnlich. In den 1980er-Jahren waren Zinssätze von über zehn Prozent völlig normal.
Die Phase mit Zinsen unter einem Prozent war hingegen die Ausnahme – nicht die Regel.
Überblick: Wie hoch sind die aktuellen Bauzinsen?
Die Bauzinsen in Deutschland bewegen sich im Juni 2025 auf einem stabilen, aber leicht schwankenden Niveau.
Wer aktuell eine Baufinanzierung plant, muss für eine 10-jährige Zinsbindung mit rund 3,23 bis 3,57 Prozent rechnen. Je nach Kreditinstitut, Eigenkapitalanteil und Beleihungsauslauf reicht die Spanne sogar von 3,32 bis über 4 Prozent.
Zinssätze nach Laufzeit im Überblick:
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5 Jahre: 3,10–3,60 %
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10 Jahre: 3,31–3,70 %
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15 Jahre: 3,60–3,80 %
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20 Jahre: 3,79–4,10 %
Trend im ersten Halbjahr
Nach einem deutlichen Zinsanstieg im März – teils um bis zu 0,4 Prozentpunkte – zeigte sich der Markt im April wieder entspannter. Seither pendeln sich die Bauzinsen ein, vor allem bei den beliebten 10-jährigen Laufzeiten rund um die 3,5 Prozent. Seit Herbst 2022 bewegt sich der Markt grob zwischen 3 und 4 Prozent – mit kurzfristigen Ausschlägen.
Warum die EZB nicht alles steuert
Zwar hat die Europäische Zentralbank Anfang Juni 2025 erneut die Leitzinsen gesenkt – bereits zum achten Mal in Folge – doch Bauzinsen reagieren darauf oft verzögert oder gar nicht direkt. Der Grund: Sie hängen stärker an langfristigen Kapitalmarktzinsen wie den Renditen 10-jähriger Bundesanleihen oder Pfandbriefen. Am 11. Juni 2025 lag die Pfandbriefrendite etwa bei 3,11 Prozent – leicht steigend.
Bauzinsen: Was erwartet uns bis Ende 2025?
Die Prognosen für das zweite Halbjahr zeigen ein geteiltes Bild.
Viele Experten – etwa der Dr. Klein Expertenrat – rechnen mit gleichbleibenden Top-Konditionen zwischen 3,25 und 3,5 Prozent für 10-jährige Darlehen. Das Interhyp-Bankenpanel geht kurzfristig von Stabilität aus, hält mittelfristig aber auch wieder Zinsen um 4 Prozent für möglich.
Geopolitische Risiken und wirtschaftspolitische Spannungen – etwa zwischen den USA und Europa – wirken sich auf Investitionen und Kapitalmärkte aus. Einzelne Banken reagieren darauf: Die Alte Leipziger hob am 12. Juni ihre Konditionen um 0,15 Prozent an, die Frankfurter Sparkasse wenige Tage zuvor um bis zu 0,07 Prozent.
Auch wenn sich höhere Zinsen ungewohnt anfühlen: Im Langfristvergleich liegen wir auf einem moderaten Niveau. In den 1980ern waren zweistellige Hypothekenzinsen keine Seltenheit. Die extrem niedrigen Bauzinsen unter 1 Prozent aus den Jahren 2015 bis 2022 waren eher ein historischer Ausreißer als die neue Normalität.
Interaktiver Chart zur Entwicklung der Bauzinsen seit 1990
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung bringt Klarheit: Der interaktive Chart zeigt die Bauzinsen für Deutschland seit 1990 – und macht deutlich, dass das aktuelle Niveau von 3,6 % (Stand 2025) historisch betrachtet eher moderat ist.
Das durchschnittliche Zinsniveau seit 1990 liegt bei rund 4,1 %. Zum Vergleich: Im Jahr 1981 lag der Bauzins bei satten 12 %, während das historische Tief im Jahr 2020 bei gerade einmal 0,6 % lag. Diese ultraniedrigen Zinsen waren eine Ausnahmephase – keine Norm.
Wer also heute über eine Baufinanzierung nachdenkt, sollte weniger auf frühere Rekordtiefs hoffen – und mehr auf langfristige Stabilität setzen. Der Chart hilft dabei, aktuelle Angebote besser einzuordnen und die eigene Finanzierung realistisch zu planen.
Werden die Bauzinsen 2025 fallen?
Ich beobachte den Zinsmarkt seit Monaten sehr genau – auch, weil ich selbst mit dem Gedanken spiele, eine Immobilie zu finanzieren. Und je mehr Daten ich sehe, desto klarer wird für mich: Die Bauzinsen werden 2025 voraussichtlich nicht mehr deutlich fallen. Im Gegenteil – die Phase der Entspannung scheint vorerst durchlaufen zu sein.
Im Juni 2025 liegen die Bauzinsen für eine 10-jährige Sollzinsbindung im Durchschnitt bei 3,57 %, für 15 Jahre bei 3,7 %. Das sind im Vergleich zum März leicht gesunkene Werte – damals lagen die Zinsen rund 0,3 Prozentpunkte höher. Einige deuten das schon als Trendwende. Ich nicht. Denn fast alle Einflussfaktoren deuten auf eine Stabilisierung oder sogar einen leichten Anstieg hin.
Trotz acht aufeinanderfolgender Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (zuletzt auf 2,0 % im Juni 2025), haben die Bauzinsen kaum reagiert. Das liegt daran, dass sie nicht direkt durch die EZB bestimmt werden, sondern durch Kapitalmarktzinsen – konkret durch die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen (aktuell 2,54 %) und Pfandbriefe. Und die bewegen sich derzeit kaum – trotz sinkender Leitzinsen. Für mich ein deutliches Zeichen: Die Spielräume für sinkende Bauzinsen sind weitgehend ausgeschöpft.
Hinzu kommt die politische Großwetterlage: Handelskonflikte, neue Zölle, geopolitische Unsicherheiten und milliardenschwere Ausgabenprogramme (z. B. für Rüstung und Infrastruktur) führen zu Inflationsdruck. Und genau dieser Druck wird am langen Ende der Zinskurve eingepreist – also bei den Laufzeiten, die für Baufinanzierungen entscheidend sind.
Die Experteneinschätzungen unterstützen meine Einschätzung:
Quelle / Institut | Erwartung 2. Halbjahr 2025 | Bewertung aus meiner Sicht |
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Dr. Klein Expertenrat | Zinsen für 10 Jahre bei 3,0 – 3,5 % | Realistisch – deckt sich mit den aktuellen Daten |
Interhyp Bankenpanel | 60 % erwarten gleichbleibende Zinsen | Konsenslage: keine Bewegung nach unten zu erwarten |
20 % erwarten steigende Zinsen | Das halte ich persönlich für plausibel | |
20 % erwarten fallende Zinsen | Eher optimistische Minderheit | |
Langfrist-Ausblick | 80 % rechnen mit Anstieg Richtung 4 % | Für mich ein starkes Warnsignal |
Gerade die langfristigen Erwartungen halte ich für besonders wichtig. Denn wer heute eine Finanzierung aufsetzt, legt sich oft für 10, 15 oder gar 20 Jahre fest. Wenn 80 % der Fachleute davon ausgehen, dass wir uns mittelfristig Richtung 4 % bewegen, ist es aus meiner Sicht klüger, jetzt zu handeln – und sich Zinsen mit einer 3 vor dem Komma zu sichern.
Für mich ist auch klar: Die extremen Tiefstände von 2020/2021 mit 0,6 % Zinsen waren ein historischer Ausnahmezustand – befeuert durch die Pandemie und eine ultralockere Geldpolitik. Das war kein neues Normal, sondern eine Ausnahmesituation.
Wer heute bei 3,5 % finanziert, finanziert historisch immer noch günstig. Der Durchschnitt seit 1990 liegt bei 4,1 %, das aktuelle Niveau ist also unterdurchschnittlich. Und wenn ich die Wahl habe zwischen heute finanzieren oder auf bessere Konditionen „warten“, obwohl 80 % der Experten das Gegenteil erwarten – dann ist die Entscheidung für mich klar.
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La contribution Bauzinsen in Deutschland: Chart mit historischen Werten seit 1990 est apparu en premier ftd.de.