Kongsberg Aktie: Norwegens Rüstungschampion mit globalen Ambitionen

Darstellung des JSM-Raketensystems von Kongsberg (Foto: Kongsberg)

Planmäßig sollen ab 2027 die ersten F-35-Kampfjets an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Deutschlands Streitkräfte würden damit eine der modernsten und leistungsfähigsten Maschinen erhalten, die die militärische Luftfahrt gegenwärtig vorzuweisen hat.

Bestückt werden sollen die Tarnkappenjets unter anderem mit Marschflugkörpern des Typs Joint Strike Missile (JSM). Für deren Beschaffung unterzeichneten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein norwegischer Amtskollege Tore Onshuus Sandvik Ende Juni eine entsprechende Übereinkunft.

Medienberichten zufolge hat der Deal ein Volumen von 677 Millionen Euro und spült der hinter den Präzisionswaffen stehenden Kongsberg Gruppen ASA damit eine Menge Geld in die Kassen. Grund genug also, sich einmal näher mit Norwegens größtem Rüstungsproduzenten auseinanderzusetzen.

Unternehmenswurzeln reichen mehr als 200 Jahre zurück

Bereits 1814 begann die Geschichte der Kongsberg Gruppen, damals allerdings noch unter dem leicht abweichenden Namen Kongsberg Våpenfabrikk. Im Zuge eines Verstoßes gegen die zu Zeiten des Kalten Krieges geltenden CoCom-Richtlinien wurde die Kongsberg Våpenfabrikk 1987 aufgelöst und schließlich als Norsk Forsvarsteknologi (NFT) neu gegründet. Nach dem Börsengang 1993 dauerte es noch 2 Jahre, bis die Kongsberg Gruppen ihre jetzige Bezeichnung annahm.

Mittlerweile ist aus ihr ein international aufgestellter Technologieriese mit rund 15.000 Mitarbeitenden erwachsen, der sich vor allem dem Rüstungsgeschäft verschrieben hat. Der Konzern gliedert sich in die 4 Einheiten Maritime, Defence & Aerospace, Discovery sowie Digital. Heute bestehen Kooperationen mit zahlreichen Global Playern von der Verteidigungs- über die Energie- bis hin zur Raumfahrtindustrie.

Hochkarätige Kunden auf der ganzen Welt

Während hierzulande die Rüstungsdebatte vor allem durch Namen wie Rheinmetall dominiert wird, dürfte Kongsberg vielen kein Begriff sein. Dabei können die Norweger gerade im Segment Defence & Aerospace auf eine beeindruckende Auftragsliste blicken, die sich natürlich vornehmlich aus den immensen Verteidigungsanstrengungen der NATO-Mitglieder speist.

Dass Kongsberg 2024 einen Rekordauftragsbestand vorweisen konnte, lag nicht zuletzt an den umfangreichen Orders der US-Luftwaffe, aus Japan und aus Australien. Sie bestellten, ebenso wie jüngst die Bundeswehr, Joint Strike Missiles, die laut Herstellerangaben dank ihrer Stealth-Eigenschaften selbst hochentwickelte feindliche Flug- und Raketenabwehrsysteme überwinden sollen.

Angesichts einer unverändert angespannten geopolitischen Lage und den zahlreichen Krisenherden weltweit, verbunden mit steigenden Verteidigungsbudgets sowohl im Heimatland von Kongsberg als auch in zahlreichen NATO-Staaten, rechnet der Konzern im Bereich Defence & Aerospace mit weiterem Wachstum in den kommenden Jahren. Schon Ende 2024 waren die Auftragsbücher mit einem Bestand von knapp 100 Milliarden Norwegischen Kronen (rund 8,5 Milliarden Euro) so gut gefüllt wie nie zuvor.

Diversifiziertes Geschäftsmodell macht sich bezahlt

Nach den starken Ergebnissen 2024 sind die Erwartungen der Investoren gegenüber Kongsberg in diesem Jahr immens hoch. Das Unternehmen muss liefern und tut das bislang auch. Das belegen die Zahlen, die im Juli veröffentlicht wurden.

Auf Konzernebene stiegen die Umsätze im 2. Quartal um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verzeichnete derweil sogar einen Zuwachs von über 28 Prozent. Alle 4 Geschäftseinheiten trugen durch höhere Erträge zu diesem Erfolg bei. Erfreulich aus Anlegersicht ist nicht zuletzt das EPS, das um gut 36 Prozent auf 1,85 Norwegische Kronen (etwa 0,16 Euro) kletterte.

Hauptwachstumstreiber waren nach wie vor die Lieferungen von Raketen und Luftabwehrsystemen, hinzu kommen starke Aktivitäten im Zusammenhang mit Unterwassertechnologien sowie Lösungen im maritimen Sektor.

Hervorzuheben ist die Akquisition der amerikanischen Firma Sonatech im Juni 2025, die ein halbes Jahrhundert Erfahrung in der Unterwasserakustik mitbringt und zudem über belastbare Beziehungen zur U.S. Navy verfügt. Kongsberg erhofft sich von der Übernahme auch einen verbesserten Zugang zum US-Markt.

Der Kauf des Unterwasserakustik-Spezialisten Sonatech dürfte vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung rund um Tiefsee-Technologien und deren Schutz (Stichwort Sabotage) aus strategischer Perspektive ein kluger Schachzug gewesen sein. Damit ist das Produktportfolio deutlich verstärkt und könnte künftig vielleicht den ein oder anderen zusätzlichen Interessenten anziehen.

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Kongsberg: Hoch geflogen und tief gefallen?

Ende Juni diesen Jahres erreichte die Kongsberg Aktie ihr bisheriges Hoch bei 396 Norwegischen Kronen, circa 33,80 Euro. Dem war eine kaum aufzuhaltende Rallye vorausgegangen. Innerhalb von nur 2 Jahren vervierfachte sich der Titel an der Börse und bescherte den Investoren damit atemberaubende Renditen.

Ähnliche Entwicklungen waren in der Vergangenheit bei vielen anderen Rüstungsaktien zu beobachten. Dass ein solches Wachstum nicht ewig anhalten kann, sollte nicht überraschen. Die Schnelligkeit, mit der Kongsberg zuletzt abgestraft wurde, dürfte manchen Anleger dann aber doch erstaunen. So ging es für die Norweger allein seit Jahresmitte um gut 20 Prozent nach unten.

Operativ laufen die Geschäfte weiter auf Hochtouren. Allerdings besteht die Gefahr, dass die hohen Erwartungen der Investoren früher oder später nicht mehr zur vollen Zufriedenheit erfüllt werden und die Aktie damit einen zusätzlichen Dämpfer erfahren könnte. Der aktuelle Abschwung dagegen kommt vielleicht zur rechten Zeit, um die Bewertungen nicht auf ein Niveau anschwellen zu lassen, das selbst durch die starken Aussichten nicht mehr zu rechtfertigen wäre.

 

Disclaimer:
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