Wie es mit den Zinsen weitergeht, hängt auch an den Zöllen. (Foto: Freepik, halalstock)
Washington – Keine Überraschung: Die US-Notenbank hält den Leitzins weiter stabil bei 425 bis 450 Basispunkten. Analysten und Märkte hatten mit der vierten Zinspause in Folge gerechnet. Doch das spannende Datum für die US-Geldpolitik steht noch bevor: Am 9. Juli endet die 90-tägige Aussetzung der Trump-Zölle.
„Obwohl Schwankungen bei den Nettoexporten die Daten beeinflusst haben, deuten aktuelle Indikatoren darauf hin, dass die Wirtschaftstätigkeit weiterhin solide wächst“, heißt es im Statement des Offenmarktausschusses der Federal Reserve zum Zinsentscheid. Die Arbeitslosenquote sei niedrig, die Arbeitsmarktlage weiterhin solide, die Inflation leicht erhöht.
Die US-Währungshüter haben auch ihre Prognose erneuert: Der sogenannte Dot Plot, bei dem alle Fed-Entscheider ihre Zinserwartung abgeben, legt für das Jahr 2025 noch 2 Zinssenkungen nahe. Die Projektion erwartet eine höhere Inflation und ein geringeres BIP. So stünde der Leitzins am Ende des Jahres bei der Spanne 3,75 bis 4 Prozent.
Trump setzt Fed-Entscheider unter Druck – aktuell hoher Realzins
Einem gefällt das nicht: Donald Trump, der Fed-Chef Jerome Powell zu seinem Lieblingsfeind erkoren hat. Der US-Präsident forderte eine Minderung des Leitzinses um 2 Prozentpunkte. Jüngst kündigte Trump nebulös Zwangsmaßnahmen an. Zudem wolle er bald Powells Nachfolger ernennen.
Ein Argument des US-Präsidenten für Zinssenkungen ist die stark gesunkene US-Inflation. Zwar legte der Preisauftrieb im Mai um 0,1 auf 2,4 Prozent zu; doch das 2-Prozent-Ziel der Fed ist in Sichtweite. Der Realzins – die Differenz zwischen Leitzins und Inflationsrate – beträgt bereits knapp 2 Prozent.
US-Wirtschaftsmotor stottert – Zollpolitik als Unsicherheitsfaktor
Zudem mehren sich die Signale für ein Abflauen der US-Konjunktur. Das sogenannte Beige Book der US-Notenbank mit Wirtschaftsdaten aus den 12 Fed-Distrikten zeigt einen Rückgang der Aktivität und negative Aussichten. Schätzungen nach soll die US-Wirtschaft 2025 nur um 1,4 Prozent wachsen.
Gegen rasche Zinssenkungen spricht vor allem: Trump selbst. Die sprunghafte und unvorhersehbare Zollpolitik des Präsidenten birgt enorme Risiken für die Verbraucherpreise in den USA. Hier hofft die Fed auf mehr Klarheit – der Hauptgrund für das aktuelle Abwarten, den viele Ökonomen teilen.
Neues Steuer- und Ausgabengesetz dürfte Konjunktur antreiben
Aber auch die Pläne der Trump-Regierung, trotz Rekord-Staatsdefizit noch mehr Schulden zu machen und die Steuern zu senken, könnten die Inflation wieder anheizen. „One Big Beautiful Bill Act“ nennen die Republikaner den Gesetzentwurf, den auch Ex-Trump-Buddy Elon Musk kritisierte.
Angesichts der stärkeren fiskalischen Anreize, die dieses neue Steuer- und Ausgabengesetz mit sich bringt, gibt es aus Sicht von Bill Adams, Chefvolkswirt der Comerica Bank, für die Zentralbank Federal Reserve „weniger Gründe, die Wirtschaft durch niedrigere Zinssätze zu stützen“.
„Ich sehe derzeit größere Aufwärtsrisiken für die Inflation und potenzielle Abwärtsrisiken für Beschäftigung und Wirtschaftswachstum in der Zukunft“, betonte Fed-Gouverneurin Adriana Kugler letzte Woche.
Leitzins: Erwartungen der Experten – Prognose des FedWatch Tools
Analysten rechnen mehrheitlich (55 Prozent) erst im September mit der nächsten Zinssenkung, so die Reuters-Umfrage vor dem heutigen Entscheid. 42 Prozent erwarten gar erst im 4. Quartal oder später den ersten Schritt. Bis Ende 2025 prognostizieren 80 Prozent der Befragten eine Zinsspanne von 3,75 bis 4 Prozent oder höher.
Auch die Märkte haben sich auf den September eingeschossen: Während das FedWatch Tool der Terminbörse CME für den 30. Juli nur eine Chance von 14,5 Prozent für einen Zinsschnitt ausweist, liegt sie für die Fed-Sitzung am 17. September bei 60,3 Prozent. (Stand 18. Juni, 20.20 Uhr MESZ)
Aktualisiert nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung am 18. Juni 2025 um 20.20 Uhr (MESZ)
Il contributo Fed Leitzins aktuell: Notenbank-Sitzung in den USA mit neuer Prognose 2025 è apparso per primo ftd.de.