Inflation und Geldanlage – was Sparer und Anleger wissen sollten

Wer sein Vermögen erhalten oder vermehren will, sollte die Inflation bei Anlageentscheidungen beachten. (Foto: Freepik, naatlishlaps23)

Die Preise steigen, die Ersparnisse schrumpfen: Inflation ist der unsichtbare Feind des Vermögens. Wer sein Geld einfach auf dem Girokonto hortet, verliert Jahr für Jahr an Kaufkraft. Doch wie schützt man sich? Welche Anlageformen schützen gegen die Teuerung – und welche nicht? Und welche Chancen bieten sich in verschiedenen Phasen? Ein ftd.de Ratgeber für alle, die ihr Geld klug investieren wollen.

Was ist Inflation – und warum ist sie gefährlich?

Unter Inflation versteht man den allgemeinen Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen. Das klingt abstrakt, hat aber für Sparer und Anleger ganz konkrete Folgen: Die Kaufkraft des Geldes sinkt. Was heute 100 Euro kostet, kann in 10 Jahren bereits 120 Euro teuer sein. Bleibt das Geld einfach auf dem Konto, verliert es an Wert.

Schon bei einer jährlichen Teuerung von 2 Prozent sind 1.000 Euro nach 10 Jahren real nur noch rund 817 Euro wert. Und nach 30 Jahren ist nur noch etwa die Hälfte der ursprünglichen Kaufkraft übrig. Die Entwertung geht langsam vor sich, ist aber real und spürbar.

Wie wirkt sich Inflation auf verschiedene Anlageformen aus?

Tagesgeld und Festgeld – Risiko Kaufkraftverlust

Tagesgeld und Festgeld gelten als Klassiker, wenn es um sichere Geldanlage geht. Ihr Merkmal ist ein hohes Maß an Sicherheit. Beim Tagesgeld kommt zudem Flexibilität hinzu, da das Geld jederzeit verfügbar ist. Doch gerade bei erhöhter Inflation zeigen sich die Schwächen dieser Sparformen besonders deutlich: Die Zinsen liegen oft deutlich unter der Inflationsrate.

Das bedeutet, dass das Ersparte real jedes Jahr weniger wird. Selbst wenn die Zinsen auf Tagesgeldkonten in den letzten Jahren wieder etwas gestiegen sind, bleibt nach Abzug der Teuerung meist nur eine minimale echte Rendite übrig. Wer sein Geld langfristig auf dem Festgeldkonto oder gar auf dem Sparbuch parkt, muss sich also bewusst sein, dass er damit wahrscheinlich Kaufkraftverluste erleidet.

Aktien und ETFs – reale Unternehmensanteile

Aktien und börsengehandelte Indexfonds auf Aktien (ETFs) sind Sachwerte. Das bedeutet: Sie stehen für reale Unternehmensanteile und sie profitieren auf lange Sicht von Wirtschaftswachstum und steigenden Unternehmensgewinnen. Gerade in inflationären Zeiten können Unternehmen oft höhere Preise durchsetzen und so ihre Gewinne stabilisieren oder sogar steigern.

Historisch betrachtet erzielen breit gestreute Aktienportfolios wie der MSCI World ETF seit Jahrzehnten Renditen , die klar über der Inflationsrate liegen. Natürlich schwanken Aktienkurse – kurzfristige Verluste sind möglich. Doch langfristig bieten Aktien und ETFs einen soliden Schutz vor Inflation.

Anleihen – Verluste bei Inflationsanstieg

Anleihen, also festverzinsliche Wertpapiere, bieten planbare Zinsen und gelten als weniger schwankungsanfällig als Aktien. Allerdings weisen klassische Anleihen einen entscheidenden Nachteil auf: Die Zinsen (Kupons) sind meist für die gesamte Laufzeit unveränderlich. Geht die Inflation hoch, verliert der fest vereinbarte Zins automatisch an Wert. Da in solchen Phasen die Zentralbank oft die Zinsen anhebt, sind demgegenüber Tagesgeldkonten plötzlich attraktiver.

Besonders nachteilig wird es, wenn die Inflation plötzlich stark Fahrt aufnimmt. Denn dann drohen reale Verluste. Ausnahme: sogenannte inflationsindexierte Anleihen, die den Zins an die Inflationsentwicklung anpassen. Sie bieten einen effektiven Schutz vor Kaufkraftverlusten, sind aber in Deutschland noch nicht sehr verbreitet und meist nur über Fonds oder ETFs zugänglich.

Gemanagte Fonds – Chancen in unsicheren Zeiten

Gemanagte Fonds werden von Profis betreut, die das Portfolio aktiv steuern und auf Marktveränderungen reagieren. Das bietet Chancen, gerade in unsicheren Zeiten. Allerdings sind die Gebühren oft höher als bei ETFs, und nicht immer schaffen es die Fondsmanager, den Markt zu schlagen. Für Anleger, die sich nicht selbst um die Auswahl kümmern möchten, können gemanagte Fonds dennoch eine sinnvolle Ergänzung sein – vor allem, wenn sie auf inflationsgeschützte oder breite Strategien setzen.

Gold – Inflationsschutz ohne Erträge

Gold gilt seit Jahrhunderten als klassischer sicherer Hafen bei Inflation und als „Krisenwährung“. Bei wirtschaftlicher Unsicherheit oder hohem Preisauftrieb flüchten viele Anleger in das Edelmetall. Gold wirft allerdings keine laufenden Erträge ab – es gibt keine Zinsen oder Dividenden. Zudem schwankt der Goldpreis teils erheblich. Wer Gold als Inflationsschutz nutzen will, sollte es daher nur als Beimischung im Portfolio halten und sich der Risiken bewusst sein.

Bitcoin und Krypto – begrenzte Menge aber hochspekulativ

Bitcoin und andere Kryptowährungen nennen viele auch das „digitale Gold“. Die Idee: Die Menge (speziell bei Bitcoin) ist begrenzt, daher kann keine Inflation wie beim klassischen Papiergeld entstehen. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass der Kurs von Bitcoin extrem schwankt und stark von Spekulationen getrieben ist. Ein verlässlicher Inflationsschutz ist Bitcoin bislang nicht – auch wenn in der Rückschau Bitcoin-Investoren die inflationären Jahre 2022 bis 2024 mit Gewinn überstanden haben.

Immobilien – Sachwerte mit hohem Kapitalbedarf

Immobilien sind ebenfalls ein Sachwert und ein typisches Investment, wenn es um Inflationsschutz geht. Häuser und Wohnungen profitieren davon, dass Mieten und Immobilienpreise meist mit den Verbraucherpreisen steigen. Wer in Wohn- oder Gewerbeimmobilien investiert, kann sich so gegen Kaufkraftverluste absichern.

Allerdings erfordert der Einstieg oft viel Kapital, und es gibt Risiken wie Leerstand, Instandhaltungskosten oder sinkende Immobilienpreise in schlechten Lagen. Alternativ bieten Immobilienfonds oder sogenannte REITs (Real Estate Investment Trusts) die Chance, auch mit kleineren Beträgen breit gestreut in Immobilien zu investieren.

Rohstoffe – bei Inflation oft steigende Preise

Neben Gold gibt es eine Reihe weiterer Rohstoffe wie Öl, Metalle oder Agrarprodukte, die als Inflationsschutz dienen können. In Zeiten steigender Preise profitieren viele Rohstoffe von der erhöhten Nachfrage oder von Angebotsengpässen. Für Privatanleger sind direkte Investitionen jedoch oft schwierig. Rohstoff-ETFs oder -Fonds bieten eine einfachere Möglichkeit, an der Entwicklung zu partizipieren, bergen aber ebenfalls starke Volatilitätsrisiken.

Inflation: hoch, niedrig, steigend, fallend – was tun?

Die richtige Anlagestrategie hängt entscheidend davon ab, wie sich die Inflation entwickelt. Bei hoher und weiter steigender Inflation geraten klassische Sparprodukte wie Tagesgeld oder Festgeld besonders stark unter Druck. Hier empfiehlt es sich, einen größeren Anteil in Sachwerte wie Aktien, Immobilien oder Rohstoffe zu investieren. Auch inflationsindexierte Anleihen sind in diesem Umfeld attraktiv, da sie den realen Wert des Kapitals schützen.

Sinkt die Inflation hingegen oder bleibt auf niedrigem Niveau, werden Anleihen und sogar Festgeld wieder interessanter – vorausgesetzt, die Zinsen liegen über der Inflationsrate. In diesem Umfeld können auch längere Laufzeiten bei Anleihen sinnvoll sein, da das Risiko eines plötzlichen Inflationsanstiegs geringer ist.

Bei stark schwankender oder unklarer Inflationsentwicklung ist Diversifikation das A und O. Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen – Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Liquidität – hilft, Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Multi-Asset-Fonds oder Mischfonds sind hier eine gute Wahl, da sie flexibel auf Marktveränderungen reagieren können.

Übersicht: Anlageempfehlungen je nach Inflationsszenario

Inflationslage Tagesgeld/Festgeld Aktien/ETFs Anleihen proprietà Gold/Rohstoffe Bitcoin/Krypto
Hoch, steigend Schwach Gut (Value, Infrastruktur) Inflationsindexierte Anleihen Gut (Mieten steigen) Gut als Beimischung Sehr volatil, kleine Beimischung
Hoch, fallend Besser, aber real oft negativ Gut, Chancen auf Kursgewinne Längere Laufzeiten möglich Gut, aber Preisrisiken Volatil, Beimischung Sehr volatil, kleine Beimischung
Niedrig, steigend Kaum Realrendite Gut, aber Bewertung prüfen Kurzläufer bevorzugen Gut, aber auf Preise achten Absicherung Sehr volatil, kleine Beimischung
Niedrig, fallend Attraktiv, wenig Risiko Gut, aber weniger Inflationsschutz Längere Laufzeiten möglich Stabil, aber weniger Preisdynamik Weniger gefragt Sehr volatil, kleine Beimischung

Historische Inflations- und Zinsdaten für Deutschland

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie eng Inflation und Zinsen miteinander verbunden sind. In den 1980er-Jahren lag die Inflation in Deutschland teils über 6 Prozent, die Tagesgeldzinsen sogar noch höher. In den letzten Jahren hingegen waren die Zinsen oft niedriger als die Inflationsrate – mit entsprechenden Kaufkraftverlusten für Sparer.

Anno Inflationsrate Tagesgeldzins* Realzins
2019 1,4 % 0,1 % -1,3 %
2015 0,3 % 0,0 % -0,3 %
2008 2,6 % 3,5 % +0,9 %
2001 1,9 % 3,0 % +1,1 %
1992 5,1 % 6,5 % +1,4 %
1981 6,3 % 8,0 % +1,7 %
1974 6,9 % 7,5 % +0,6 %

*Tagesgeldzinsen: Durchschnittswerte, gerundet; Quelle: Statistisches Bundesamt, hypochart.de, statista.com

Welche Anlagen schützen vor Inflation?

Nicht jede Anlageform ist gleich gut gegen Inflation gewappnet. Tagesgeld und Festgeld bieten hohe Sicherheit und Flexibilität, verlieren aber bei steigender Inflation schnell an Attraktivität. Aktien und ETFs bieten langfristig den besten Schutz, da sie von Wirtschaftswachstum und steigenden Unternehmensgewinnen profitieren. Immobilien sind ebenfalls ein bewährter Inflationsschutz, da Mieten und Werte oft mit der Inflation steigen. Anleihen schützen nur dann, wenn sie inflationsindexiert sind – klassische Anleihen verlieren bei steigender Inflation an Wert. Gold und Rohstoffe bieten zusätzliche Sicherheit, schwanken aber stark und sollten nur als Beimischung dienen. Bitcoin und andere Kryptowährungen sind hochspekulativ und eignen sich allenfalls als kleine Beimischung für risikofreudige Anleger.

Vergleich: Inflationsschutz, Risiko und Liquidität

Anlageform Inflationsschutz Risiko Liquidität Laufende Erträge
Tagesgeld/Festgeld Schwach Sehr gering Hoch Ja
Aktien/ETFs Gut (langfristig) Mittel-Hoch Hoch Dividendi
Anleihen klassisch Schwach Gering Hoch Ja
Anleihen inflationsindexiert Molto bene Gering Mittel Ja
Gemanagte Fonds Mittel Mittel Hoch Ja
proprietà Gut Mittel Mittel Mieteinnahmen
Gold Gut (Krisen) Mittel Mittel Nein
Rohstoffe Gut Hoch Mittel Nein
Bitcoin/Krypto Unklar Sehr hoch Hoch Nein

Was tun bei schwankender Inflation?

Die Entwicklung der Inflation ist schwer vorhersehbar. Deshalb ist es ratsam, das eigene Portfolio breit aufzustellen und regelmäßig zu überprüfen. Bei steigender Inflation sollten Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Rohstoffe stärker gewichtet werden. Sinkt die Inflation, können auch klassische Anleihen und Festgeld wieder attraktiver werden – vorausgesetzt, die Realrendite ist positiv.

In Phasen hoher Unsicherheit empfiehlt sich eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen. Multi-Asset-Fonds oder Mischfonds bieten hier Flexibilität und professionelle Steuerung.

Die wichtigsten Regeln für Sparer und Anleger

  • Nicht alles auf eine Karte setzen: Eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen ist das beste Mittel gegen böse Überraschungen.
  • Entscheidend ist nicht der Nominalzins, sondern die Realrendite – also der Ertrag nach Abzug der Inflation.
  • Flexibilität ist wichtig, denn die Inflationslage kann sich schnell ändern.
  • Sachwerte wie Aktien, Immobilien und Rohstoffe gehören in jedes langfristig ausgerichtete Portfolio.
  • Eine ausreichend hohe Liquiditätsreserve für Notfälle sollte bereitstehen – zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto.

Fazit: Inflationsschutz ist Pflicht, nicht Kür

Inflation ist der stille Geldfresser. Wer sein Vermögen erhalten oder vermehren will, muss aktiv werden. Tages- und Festgeld bieten Sicherheit, aber meist keinen Inflationsschutz. Aktien, ETFs, Immobilien und inflationsindexierte Anleihen schlagen die Teuerung langfristig. Gold, Rohstoffe und Bitcoin eignen sich als Beimischung – aber nicht als alleinige Lösung.

Die Mischung macht’s: Wer breit aufgestellt ist, bleibt auch in stürmischen Inflationszeiten auf Kurs und sichert sich die besten Chancen für die Zukunft.

 

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Il contributo Inflation und Geldanlage – was Sparer und Anleger wissen sollten è apparso per primo ftd.de.